Wildkaninchen als indirekte Krankheitsüberträger

Wohnungskaninchen vor Erkrankungen und Parasiten schützen

Selbst gut versorgte Wohnungskaninchen können erkranken oder durch Parasiten befallen werden. Zum Glück können viele Gefahrensituationen abgewendet werden. So paradox es sich für den ersten Moment anhört, so sind Wildkaninchen eine Gefahr für Wohnungskaninchen, aber nicht die einzige. Wer sich im Freien bewegt oder Futterpflanzen reinholt, der kann Krankheiten und Parasiten der Wildkaninchen in die Wohnung tragen und seine Kaninchen infizieren. Es können auch stechende Insekten oder parasitäre Tierchen bei geöffnetem Fenster von draußen in die Wohnung gelangen und die eigenen Hauskaninchen infizieren.

 

Die Gefahr der indirekten Infizierung der eigenen Wohnungskaninchen durch Wildkaninchen kann nie komplett gebannt, aber doch deutlich reduziert werden. Hier einige Tipps, wie die eigenen Kaninchen geschützt werden:

– Futterstellen überlegt wählen

Für die Kaninchenernährung ist frisches Grünfutter sehr wichtig. Frische Wiese kann nicht im Supermarkt oder in der Tierhandlung gekauft werden; Kaninchenhalter pflücken selber. Wenn auf der Wiese zuvor ein Wildkaninchen einige Halme verzehrte und auch einige Köttel hinterließ, dann ließe sich eine indirekte Infektion der eigenen Hauskaninchen nicht ausschließen. Ob die Erreger an den Grashalmen oder mit einem im Schuhsohlenprofil klemmenden Köttel reingetragen werden, der Kaninchenhalter bemerkt es zuerst gar nicht.

 

Wenn möglich, dann sollen Futterstellen gewählt werden, auf denen vermutlich keine Wildkaninchen ihr Unwesen treiben. Diese können nicht nur tödliche Seuchen wie die Chinaseuche oder Myxomatose übertragen, sondern auch Parasiten wie Kokzidien. Letztere werden vor allem für Jungtiere, geschwächte Kaninchen oder älteren Tiere zur lebensbedrohlichen Gefahr.

 

Wer einen eigenen Garten hat, kann in diesem eine Wildwiese und eine Kräuterwiese anlegen sowie einiges für die Kaninchen pflanzen. Es kann alles eingezäunt werden, wobei es fast keinen kaninchensicheren Zaun gibt. Dennoch meiden viele Wildkaninchen die Nähe zum Menschen auch ohne Zaun.

– Fliegengitter vor den Fenstern

Ein typischer Übertragungsweg für Krankheiten sind saugende Insekten wie Stechmücken. Auch Eier legende Fliegen kommen meist durch die Fenster hineingeflogen. Mit Pech befallen Fliegenmaden die Kaninchen. Klebt an den Kaninchen stellenweise Kot, dann legen einige Fliegenarten hier ihre Eier. Die Maden schlüpfen und können sich in die Kaninchen hineinfressen. Fliegengitter gegen Fliegenmaden und auch Hygiene sind sichere Abwehrmethoden. Lavendel hält gefährliche Fliegen fern. Es schadet also nicht, im Garten vor den Fenstern noch Lavendel zu setzen oder dessen Blüten mit rein zu nehmen.

– andere Tiere fern halten

Neben den Wildkaninchen können auch Freigänger-Haustiere wie Hunde und Katzen einige Krankheiten, aber vor allem Parasiten transportieren. Eingeschleppte Flöhe können die Wohnungskaninchen wieder mit anderen Krankheiten oder Parasiten infizieren. Wenn Gäste zu Besuch kommen, sollen sie besser ihre Hunde daheim lassen. Wer neben seinen Kaninchen selber Katzen und Hunde hat, der soll sich gut überlegen, ob diese in die Nähe der Kaninchen dürfen. Wenn die Hunde gerade vom Wald- und Wiesensparziergang heimkommen, wäre etwas Abstand solange besser, bis die Tiere wieder sauber sind.

 

Schadnager können ebenfalls Krankheiten übertragen oder die Kaninchen angreifen. Wer in einem Altbau mit vielen „Untermietern“ lebt, der sollte erwägen, diesen vielen Untermietern das Leben zu erschweren und dabei möglichst auf Gift verzichten. Mit Reinlichkeit und sinnvollen Baumaßnahmen lassen sich solche Probleme meist schon minimieren.

– selber auf Reinlichkeit achten

Wer vom Sparziergang heim kommt, der lässt seine Schuhe besser im Flur stehen. Auch die Mitbringsel vom Waldsparziergang sollen nicht unüberlegt in das Kaninchenzimmer gestellt werden. In diesem sowie in der Wohnung ist auf Reinlichkeit zu achten. Wenn der Müll oder die Kaninchentoilette nicht bis nach draußen „duften“, dann interessieren sich diverse Schädlinge weniger für die eigenen Kaninchen.

 

Wenn es um die Reinigung der Kaninchentoilette oder anderer Einrichtungsgegenstände im Kaninchenzimmer geht, dann sollen nur geeignete Desinfektionsmittel eingesetzt werden. Besser noch wäre eine Dampfente, die destilliertes Wasser erhitzt und Wasserdampf mit über 100° Celsius ausstößt. Kokzidien oder andere Schädlinge und auch Viren und Bakterien halten die Hitze nicht aus und gehen ein. Wenn die Kaninchen bereits mit Kokzidien oder ähnlichen Parasiten befallen sind und sich laufend selber wieder anstecken, dann kann die Dampfente in vielen Bereichen hilfreich eingesetzt werden.

 

Gebrauchtes Kaninchenzubehör soll nicht übernommen oder vorab sehr gründlich gereinigt werden. Auch hier ist die Dampfente häufig ein sehr effektives Mittel gegen sichtbaren und unsichtbaren Schmutz.

Etwas Glück gehört immer dazu

Selbst wenn die Wohnungskaninchen einen guten Lebensraum und hochwertiges Futter erhalten, so lassen sich vor allem Viruserkrankungen nicht generell umgehen. Mit Pech hoppeln infizierte Wildkaninchen in der Nähe herum, während das Wetter die Viren einfach mit der Luft zum Fenster hineinträgt. Gerade die RHD (Chinaseuche) kann mit dem Wind übertragen werden. Aber auch bei Parasiten kann man immer Pech haben. Dennoch lassen sich die Risiken mit diesen Maßnahmen deutlich senken.

 

Der Tierarzt wird den Kaninchenhalter immer über sinnvolle Schutzimpfungen oder Schutzmaßnahmen informieren. Wer gewissenhaft impft und lieber einmal zu oft als einmal zu spät zum Tierarzt geht, der hat mit etwas Glück lange Freude an seinen Wohnungskaninchen.

 

Dies ist ein Beitrag von Robert Brungert.