Kaninchensprache

Die Sprache der Kaninchen – ein Beitrag von Robert Brungert

Soziale Fluchttiere mit hohen Ansprüchen

Heutige Hauskaninchen sind im Wesen das Ebenbild vom Wildkaninchen, welches ursprünglich von
der Iberischen Halbinsel und Regionen Nordafrikas stammt. Als diese Ebenbilder der Wildkaninchen
sind auch Hauskaninchen Fluchttiere, die auf keinen Fall von ihren Feinden entdeckt werden wollen.
Die Sprache der Kaninchen bedient sich deswegen leiser Laute. Ansonsten dominieren Berührungen
und vor allem Duftnoten. Gerade in den unterirdischen Bauten der Wildkaninchen oder auch im weiten
freien Land „unterhalten“ sich die Kaninchen bereits, bevor sie sich sehen. Die Duftnote gibt den
Tieren Auskunft über das Gegenüber.
Der Mensch wird die „Duftnote“ höchstens als unangenehm empfinden und achtet daher auf die
anderen Ebenen der Kaninchensprache. Das soll er als Kaninchenhalter sogar unbedingt machen, um
sein Kaninchen zu fördern und bei einer Erkrankung rechtzeitig zum Tierarzt zu befördern. Wird ein
Kaninchen krank oder hat Zahnprobleme, dann erkennt es der erfahrene und aufmerksame
Kaninchenhalter sehr schnell.


Die Lautsprache der Kaninchen

– Das Klopfen: Bei Gefahr und auch bei Langeweile klopfen Kaninchen mit den Hinterpfoten auf den
Boden. Der dumpfe Laut warnt die anderen Kaninchen oder diese schauen zum gelangweilten
Kaninchen.
Leises Zähneknirschen oder leises Gurren: Diese Laute erklären dem Menschen, dass sich sein
Kaninchen sehr wohl fühlt.
Lautes Zähneknirschen: Das Kaninchen ist gereizt und möchte seine Ruhe. Oder das Tier hat starke
Zahnschmerzen. Wenn es keinen Grund für Gereiztheit gibt und das Kaninchen nicht mehr normal
frisst, dann wäre schleunigst der Tierarzt zu befragen.
– Gut hörbares Brummen: Trifft ein Rammler auf eine Häsin, dann brummt er. Kaninchen brummen,
wenn sie ihre Paarungsbereitschaft signalisieren. Kaninchen in Einzelhaltung brummen auch ihre
Menschen an.
Grunzen und Knurren: Kaninchen in Scheinschwangerschaft oder unzufriedene und gereizte
Kaninchen können grunzen und knurren. Sie sollten dann etwas in Ruhe gelassen werden.
Fauchen: Wie mit dicht angelegten Ohren signalisiert das Kaninchen, dass es gereizt ist und in Ruhe
gelassen werden möchte.
Fiepsen: Jungtiere fiepsen und rufen damit ihre Mutter.
schrilles Schreien: Die erschrockenen Kaninchen sind in Todesangst und in Panik.

Die Verhaltenssprache der Kaninchen

flach auf den Boden drücken, Ohren zurücklegen: Das Kaninchen steht einem stärkeren Tier oder
auch dem Menschen gegenüber und unterwirft sich.
Rammeln: Um neue Kaninchen kennen zu lernen oder um die Rangordnung zu klären, rammeln
dominante Tiere auch gleichgeschlechtliche Artgenossen. Unkastrierte Rammler rammeln zur Paarung.
auf dem Bauch liegend die Füße von sich strecken: Wenn Kaninchen sich sehr sicher fühlen und
ausruhen wollen, dann legen sie sich flach auf den Bauch und strecken die Hinterfüße nach hinten. Sie
strecken die Vorderfüße nach vorne und legen ihren Kopf auf diese ab. Die Tiere können sich auch zur
Seite oder auf den Rücken drehen oder auch wälzen.
Männchen machen: Kaninchen wollen wissen, was in ihrem Umfeld los ist. Sie machen Männchen,
um weiter sehen zu können. Wenn die Nase zuckt und die Atmung schnell ist, dann wird auch
Witterung aufgenommen. Gelegentlich ist ein Männchen machen auch als ein Betteln um Futter zu
verstehen.
Stupsen: Zur Begrüßung oder auch als Aufforderung zum Spielen oder Putzen beschnuppern sich
Kaninchen und stupsen einander oder auch ihren Halter an.
Kopf nach unten: Wenn ein Kaninchen geputzt werden möchte, dann hält es den Kopf nach unten,
damit das andere Kaninchen loslegen kann.

Das gemeinschaftliche Putzen oder auch das Beisammenliegen ist für das gesellige Zusammenleben wichtig.
Zwicken: Wenn Kaninchen ihre Ruhe wollen, dann können sie schon mal andere Tiere oder den
Menschen zwicken.
Luftsprünge, Haken schlagen, Dinge umwerfen: Kaninchen müssen als Fluchttiere ihren
Bewegungsapparat trainieren. Wenn sie vor Freude und im Übermut Luftsprünge machen und Haken
schlagen, dann trainieren sie bei bester Laune. Gerne werfen sie auch mal etwas um.
Flucht und Deckung suchen: Wer sein Kaninchen erschrickt, der sieht es bei der Flucht. Es soll nun in
Ruhe gelassen werden, bis es von alleine wieder neugierig heraus kommt. Etwas Möhre kann helfen.
Starre: Wenn das Kaninchen keinen Fluchtweg sieht, dann erstarrt es. Die meisten seiner Angreifer
reagieren auf Bewegungen. Wenn sie das Kaninchen noch nicht gesehen haben und dieses erstarrt, dann
werden sie es übersehen.
Hennen- oder Ruhestellung: Das Kaninchen zieht die Pfoten unter den Körper und sitzt wie eine
brütende Henne sehr entspannt mit halb geschlossenen Augen herum. Es ruht sich aus und möchte in
Ruhe gelassen werden.
angespannte Haltung beim Erkunden: Wenn das Kaninchen in angespannter Haltung ganz vorsichtig
ein neues Kaninchen, einen neuen Gegenstand oder einen neuen Raum erkundet, dann ist es neugierig
und vorsichtig zugleich.
Sachen annagen: Kaninchen sind zwar keine Nagetiere, sondern Hasenartige. Dennoch nagen sie hier
und da ihre Einrichtungsgegenstände oder Zweige an. Es soll nichts Giftiges und keine Stromleitung
erreichbar oder annagbar sein.


Weitere Verhaltensweisen der Kaninchen

Buddeln: Wildkaninchen legen ein Tunnelsystem mit Bauten an, wie es hier beschrieben wird. Selbst
wenn das Hauskaninchen dazu gar nicht die Möglichkeit oder Notwendigkeit hat, so soll es wenigstens
eine Buddelkiste haben, in der es buddeln kann.
Putzen: Kaninchen putzen sich nicht nur gegenseitig, sie putzen sich auch selber, um sauber und auf
Dauer gesund zu bleiben.
vor den Füßen umherlaufen: Wer seine Kaninchen richtig gut zähmt, dem laufen sie vor den Füßen
oder springen auf den Schoß. Die Tiere wollen Beachtung und spielen auch mit ihrem Halter.
Markieren: Ein Markieren kann mit Urin, mit speziell duftenden Kötteln oder auch mit dem Reiben
vom Kinn an Ecken oder Gegenständen erfolgen. Der Halter kann mit dem Kastrieren der Rammler,
Kaninchentoiletten und Hygiene das Urinieren und Verteilen der Köttel minimieren, aber meist nicht
ganz unterbinden (hier einige Tipps zur Stubenreinheit).
Kot fressen: Aufgrund der komplizierten Verdauung bilden Kaninchen Blinddarmkot, den sie
meistens direkt wieder fressen. Nur so können sie einem Mangel entgehen.

Die Sprache der Kaninchen lernen

Jedes Kaninchen hat seine Eigenarten. Das sind zumindest die typischen „Ausdrücke“ oder
„Verhaltensweisen“ der Hauskaninchen, die im Wesen dem Wildkaninchen sehr ähneln. Deswegen
sollen die Haltungsbedingungen auf die ursprünglichen Bedürfnisse der Kaninchen eingehen.
Kaninchen brauchen neben einem geschützten Stall, der den Bau ersetzt, auch genug Auslauf und
täglich Frischfutter. Pro Kaninchen sollen mehrere m² Grundfläche vorhanden sein, die für die
Kaninchen mit Heuraufe, Futterstelle, Kaninchenklo, Buddelkiste, Ästen, dem Kaninchenstall und
anderen Elementen eingerichtet werden sollen.
Wer sein Kaninchen vernachlässigt, der wird eher die „Fluchtsprache“ wie das Klopfen oder
Unterwerfen bemerken. Richtig zahme Kaninchen kommen aber auf ihre Halter zu gelaufen und
stupsen diese an, um zu spielen oder zu schmusen.
Auch ohne die „Duftsprache“ kann der Mensch seine Kaninchen verstehen und mit diesen interagieren.
Die Kaninchen fühlen sich wohl, brauchen aber dennoch immer wenigstens einen Artgenossen. Wenn
zwei Tiere sehr dominant sind oder ein Rammler nicht kastriert wird, dann verstehen sich die
Kaninchen nicht und müssen getrennt werden.

Die vielfach empfohlene gemischte Haltung mit Meerschweinchen ist sehr bedenklich:

Kaninchen verstehen sich mit Meerschweinchen nicht richtig, worunter die Meerschweinchen leiden.

Sie können dabei sogar zu Tode kommen.

Generell sollten Kaninchen nicht auf beengtem Raum mit anderen Tierarten gemischt gehalten werden.