Was Sie über Kaninchen wissen müssen – ein Steckbrief

KaninchenkussWer viel über Kaninchen weiß, kann bei der Haltung Fehler vermeiden. Kaninchen sind unglaublich komplex. Die wichtigsten Eigenschaften der Tiere zu kennen hilft dabei Ihnen und den Tieren viel Ärger zu ersparen und den Kaninchen ein schönes Leben zu ermöglichen, aber auch zu erkennen, wann es sich um ernst zu nehmende Situationen handelt und welche Bedürfnisse Sie bei der Haltung unbedingt berücksichtigen müssen.

Die folgende Aufzählung fasst die wichtigsten Fakten zu Kaninchen zusammen.

Kaninchenläufe Spur

Die wichtigsten Dinge, die Sie über Kaninchen wissen müssen

    1. Kaninchen sind sehr bewegungsfreudig und lieben es neue Dinge zu entdecken. Die Haltung im Käfig ist aus diesem Grund undenkbar. Am besten halten Sie ein Wohnungskaninchen wie eine Wohnungskatze. Aber:
    2. Halten Sie ein Tiere niemals alleine. Kaninchen sind absolut soziale Tiere. Sie alleine zu halten kommt Tierquälerei gleich. Kaninchen, die in einer Gruppe gehalten werden, entwickeln eine Gruppenhierarchie, in der jedes Tier eine andere Rolle hat.
    3. Kaninchen haben einen sehr empfindlichen Magen-Darm-Trakt. Wenn ein Kaninchenbaby Durchfall hat, dann sollten Sie so schnell wie möglich den Tierarzt aufsuchen. Ein Kaninchenbaby, das Durchfall hat, kann innerhalb kürzester Zeit sterben.
    4. Instinktiv neigen die Tiere dazu Krankheitssymptome zu verbergen. Dies dient ihrem Überleben in der Gruppe, in der sie sich als starkes, überlebensfähiges Mitglied präsentieren müssen. Die Konsequenz für die Kaninchenhaltung: Gehen Sie auch bei kleineren Auffälligkeiten sofort zum Tierheilpraktiker oder zum Tierarzt.
    5. Jedes Kaninchen hat seinen ganz individuellen, unverwechselbaren Charakter. Wer mehrere Kaninchen hält, wird bemerken, dass jedes Tier ganz eigene Angewohnheiten und Verhaltensweisen hat.
    6. Vergessen Sie das Klischee vom süßen Kaninchen. Zwergkaninchen und Kaninchen sind Tiere mit ausgeprägten Instinkten. Sie verteidigen ihr Revier und zerstören viele Dinge. Sie können aggressiv sein, können knurren und beißen. Wenn Sie das nicht akzeptieren, sollten Sie sich für ein anderes Haustier entscheiden.
    7. Kaninchen knabbern alles an. Zwar gehören sie nicht den Nagetieren an, doch ist die Verdauung der Tiere auf stetige Nahrungszufuhr angewiesen. Es muss immer – zu jeder Tages- und Nachtzeit – Futter bereitstehen, und zwar in erster Linie Heu. Achten Sie stets darauf, dass Ihre Kaninchen keine ungeeigneten Dinge fressen. Die Tiere haben einen sehr empfindlichen Magen-Darm-Trakt und neigen gleichzeitig dazu alle Gegenstände anzufressen.Kaninchen Zähne
    8. Clara als KaninchenbabySowohl die Zähne als auch die Krallen der Kaninchen wachsen permanent nach. Aus diesem Grund sollten Sie für regelmäßigen Zahn- und Krallenabrieb sorgen. Für den Zahnabrieb dienen Heu und Baumstämme oder kleine Holzstücke mit Rinde. Der Krallenabrieb wird dadurch gefördert, dass Ihre Kaninchen viel Auslauf haben. Doch auch bei sehr viel Auslauf wird es nicht ausbleiben, dass Sie die Krallen Ihrer Tiere regelmäßig kürzen müssen. Wenn Sie das selbst nicht können oder wollen, sollten Sie sich an einen Tierheilpraktiker oder an einen Tierarzt wenden.
    9. In der freien Natur sind Kaninchen Höhlentiere. Die Konsequenzen für die artgerechte Kaninchenhaltung: Ein sonniger, warmer Platz ist für Kaninchen ungeeignet. Kümmern Sie sich darum, dass die Tiere eine Möglichkeit haben, sich zu verkriechen. Das kann ein großes Kaninchenhaus sein oder ein einfacher Papierkarton (siehe Unterschlupf-Möglichkeiten).  Stellen Sie Ihren Tieren eine Möglichkeit zum Buddeln zur Verfügung.Kaninchen vor dem Kaninchenbau bzw. der Kaninchenhöhle
    10. Kaninchen haben eine Duftdrüse unter dem Kinn. Aus diesem Grund reiben sie ihr Kinn an allen neuen Gegenständen oder an  Gegenständen, die sie lange nicht mehr gesehen haben. Dieses Verhalten dient dazu, ihr Revier zu markieren.
    11. Kaninchen rammeln – aber warum? Dies dient nicht ausschließlich der Befriedigung des Sexualtriebs, denn auch gleichgeschlechtliche Tiere rammeln einander. Letzteres dient dazu, die Rangordnung zu klären.
    12. Sie geben normalerweise nur sehr wenige Laute von sich. Wenn sie zufrieden sind oder etwas genießen, malmen sie mit den Zähnen. Wenn sie aggressiv sind, können sie knurren (manche Tiere knurren nur sehr leise oder gar nicht). Wenn ein Kaninchen richtig laut schreit, bedeutet das, dass es Todesangst hat oder sehr leidet. Ein Kaninchenbaby, das nach seiner Mutter ruft, stößt kurze Fieptöne aus. Wenn ein Kaninchen Laute von sich gibt, die länger anhalten oder leidend klingen, sollten Sie unbedingt sofort den Tierarzt aufsuchen. Mehr Informationen über das Verhaltensrepertoire erhalten Sie in diesem Artikel.Kaninchen Zunge
    13. Kaninchen sind Fluchttiere. Das hat für die Haltung folgende Konsequenzen: Halten Sie das Tier niemals an den Hinterläufen fest. Wenn sich ein Kaninchen mit den Hinterläufen in etwas verheddert und nicht flüchten kann, kann das Tier in Panik und Todesangst geraten, sodass es laute, menschenähnliche Schreie ausstößt.
    14. Kaninchen sind lernfähig. Das Klischee der dummen Kaninchen beruht m. E. darauf, dass viele Kaninchen in Käfigen gehalten werden und entsprechend abstumpfen. Trainieren kann man die Tiere jedoch nur sehr schlecht. Kaninchen können sich beispielsweise einprägen, dass ein bestimmtes Geräusch bedeutet, dass es jetzt Futter gibt oder dass ein bestimmtes Wort auf sie bezogen ist. Allerdings kann man sie nicht trainieren wie etwa einen Hund.
    15. Kaninchen sind keine perfekten Haustiere für Kinder. Aufgrund ihrer Neigung zur Ängstlichkeit, ihrer Lärmempfindlichkeit und ihres Bedürfnisses nach Ruhe eignen sich die Tiere nicht als perfekte Haustiere für Kinder.
    16. Kaninchen sind keine perfekten Haustiere für kleine Wohnungen. Entgegen der Behauptung mancher, Kaninchen seien optimal als Haustiere für kleine Wohnungen geeignet, spricht die Tatsache, dass die Tiere einen großen Bewegungsdrang haben und recht anspruchsvoll sind.
    17. Zoofachgeschäfte verkaufen viele ungeeignete Kaninchenprodukte. Trockenfutter mit Zuckerzusatz ist für die Tiere nicht geeignet, auch wenn es viele Zoofachgeschäfte verkaufen. Sie werden mit der Zeit bemerken, dass vieles, was Zoofachgeschäfte für Kaninchen verkaufen, nicht gut für die Gesundheit der Tiere ist – sei es der kleine Käfig, das Kaninchenhaus aus unnatürlichen Materialien, das Trinkgefäß oder einige andere Produkte, die der Natur der Kaninchen widersprechen oder eine Gefahr für die Tiere darstellen. Legen Sie sich daher eine grundsätzliche Kritikbereitschaft gegenüber Kaninchenprodukten zu. Seien Sie kreativ, verwenden Sie möglichst natürliche Materialien und schaffen Sie auch einmal durch Zweckentfremdung von Gegenständen eine interessante Umgebung für die Kaninchen.
    18. Aufgrund der Ausbildungsinhalte der Veterinärmediziner ist es häufig nicht leicht einen Tierarzt zu finden, der sich gut mit Kaninchen auskennt (siehe auch “Weiterführende Infos” mit bundesweiten Listen mit Kaninchen-Experten). Unabhängig davon gilt für jeden Kaninchenhalter: Werden Sie selbst zum Experten, damit Sie Ihre Tiere besser verstehen und einzelne Situationen besser einschätzen können. Sobald das Tier Krankheitssymptome zeigt, sollten Sie jedoch so schnell wie möglich einen Tierarzt oder einen Tierheilpraktiker aufsuchen.

Bild 2 (“Spur Kaninchenläufe”): Copyright GreyJ – bigstockphoto.com

Bild 3 (“Kaninchen-Zähne”): Copyright Life on White – bigstockphoto.com

Bild 5 (Kaninchen vor dem Kaninchenbau bzw. der Kaninchenhöhle): Copyright sirylok – bigstockphoto.com

Bild 6 (Kaninchen-Zunge): Copyright yykkaa – bigstockphoto.com

 

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